Glück gehabt oder doch nicht?
Eine Idee, die bei einer MTB Tour im Erzgebirge geboren wurde, sollte nun wahr werden. Thomas und ich bewarben uns im Dezember 2016 für die Teilnahme an der Tour Fichkona. Zunächst gelangten wir nur auf die Warteliste und im April wurde es ernst. Wir wussten nicht, ob das wirklich Glück war. Die Trainingsvorbereitungen, die bereits im Dezember begangen, waren ab dann nicht mehr umsonst. Es lagen unzählige Trainingsstunden mit Vereinskollegen und auch alleine hinter uns und auch noch vor uns – insgesamt eine kräftezehrende Zeit.
Am 17. Juni 2017 war es dann soweit. Nun war es an der Zeit zu beweisen, ob sich die zahlreichen Trainingseinheiten gelohnt haben. Mit einem tosenden Glockengeläut am Start ging es los auf die 615 km lange Tour, der „Wahnsinnsritt vom Berg zum Meer“ hat für uns begonnen. Thomas und ich starteten in Gruppe 2 von insgesamt 5 Gruppen. Das Ziel war somit für uns gesetzt. Wir mussten die Tour in 24 Stunden schaffen.
Unterstützt, motiviert und begleitet wurden wir von vielen Fans an der Strecke. Darunter waren unsere Vereinskollegen, welche im Chemnitztal und dann später auf Rügen bei uns für Gänsehautfeeling sorgten.
Doch die Tour hatte es wirklich in sich. Starker Wind machte ein Windschattenfahren schlicht weg unmöglich. Unsere Gruppe bestand zu Beginn aus 80 Personen. So musste man ununterbrochen aufmerksam fahren, dennoch waren kleinere Stürze nicht zu vermeiden. An der Strecke gab es insgesamt acht Verpflegungspunkte.
Anders als bei unseren Frankowitz Touren mussten wir an diesen mehr als zügig unsere Verpflegung zu uns nehmen, unsere Flaschen auffüllen (was am 1.Verflegungspunkt noch unsere Frauen noch für uns machten) und uns unmittelbar danach wieder aufs Rad schwingen. Anders war die Tour in 24 Stunden nicht schaffbar.
In Potsdam erwartete uns etwas ganz Besonderes. Ein absolutes persönliches Highlight der Tour. An den Toren von Potsdam empfing uns eine Polizeieskorte. Begleitet von dieser wurden wir durch Potsdam geleitet, vorbei an roten Ampeln. Wir hatten Vorfahrt – ein unbeschreibliches Gefühl und zu diesem Zeitpunkt ein echt benötigter Motivationsschub. Kaum vorstellbar, aber nach Potsdam tauchte plötzlich Stralsund auf den Straßenschildern auf. Zwar war dies noch mehr als 200 km entfernt, aber das Ziel rückte näher und wir suchten wirklich jede Art der Motivation. In den Morgenstunden erreichten wir dann Stralsund. Von dort aus ging es auf die Insel Rügen und nur noch 70 km lagen vor uns. Doch diese 70 Kilometer wollten gefühlt nie enden, 2 km Pflasterstraße, 7 extrem windanfällige Kilometer bis Juliusruh und dann noch der Rest bis zum Kap Arkona.
Nach 22 Stunden und 42 Minuten (inklusive der Pausen) war es dann soweit. Wir erreichten das Ziel am Kap Arkona. 50 Kameraden aus unserer Gruppe haben es bis ins Ziel geschafft und wir mit dabei.
Eine Wahnsinnsleistung lag hinter uns, doch irgendwie konnten wir uns gar nicht freuen. Wir waren kaputt, fertig, ausgelaugt. Andere machten Fotos – Selfies mit dem Leuchtturm. Wir nicht. In diesem Moment waren wir uns einig – nie wieder.
Nun mit etwas Abstand betrachtet und den verschwundenen Schmerzen ist es zumindest nicht mehr ganz ausgeschlossen.
Eins bleibt uns – wir haben es geschafft – einmal vom Fichtelberg bis zum Kap Arkona in 24 Stunden.
Ein riesen Dank geht an das gesamte Organisationsteam von Olaf Schau für die Wahnsinnsleistung. Dies beinhaltete die komplette Betreuung auf 615 km für 190 wahnsinnige Starter. Es war die 20. Ausgabe der Fichkona und eigentlich sollte mit dieser das Ganze beendet werden, doch das Organisationsteam hat beschlossen, dass es weiter geht. So können Thomas und ich doch nochmal drüber nachdenken, ob wir es uns noch einmal antun werden.